Das Modell der „6-Ebenen des Bewusstseins“

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Das Modell der „6-Ebenen des Bewusstseins“
January 25, 2022

Als Bodyworker, Trauma- und Psychotherapeuten können wir das Modell der „6-Ebenen des Bewusstseins“ nutzen, um unsere Arbeit zu vertiefen und effektiver zu machen.

Johanna und ich haben gerade 2 Videos veröffentlicht, in denen wir über dieses „Modell der 6 Bewusstseinsebenen“ sprechen, das wir als Methode zur Einschätzung und in der direkten Zusammenarbeit mit unseren Klienten verwenden:

“Veränderte Zustände” während und nach der Massage

Als ich vor 40 Jahren am Esalen Institute in Big Sur, Kalifornien, eine Praxis für Körperarbeit eröffnete, sah ich mich mit der Aufgabe konfrontiert, Menschen zu unterstützen, die während dieser Arbeit in „veränderte Zustände“ gerieten. Diese Erfahrungen reichten von tief gefühlten Emotionen, dem Wiedererlangen verschütteter Erinnerungen, „energetischen“ Entladungen bis zu manchmal dissoziativen Reaktionen – alle ausgelöst von der einfühlsamen Berührung. Diese Erfahrungen tauchten manchmal während der Sitzungen auf dem Massagetisch auf, manchmal aber auch erst Stunden oder Tage nach unserer gemeinsamen Arbeit. Mit Hilfe der vielen Lehrer, die während meiner Zeit in Esalen anwesend waren, begann ich, diese Phänomene als Heilungsprozesse oder als Ausdruck von Heilungsbarrieren zu verstehen, die ausgelöst werden, durch eine Art der Berührung die wir am besten als eine auf „Präsenz basierende Berührung“ bezeichnen.

Integration aller Aspekte des Erlebens im Moment

Eine der wichtigsten Dinge, die in der Arbeit der erfahrenen Therapeuten und Lehrer, von denen ich das Privileg hatte lernen zu dürfen, deutlich wurde, war das, was viele als den gefühlten Sinn unserer Erfahrung bezeichnen. Der gefühlte Sinn bezieht sich auf die Integration aller Aspekte die unser Erleben von Moment zu Moment ausmachen: Empfindungen, Emotionen, verbal-kognitive Gedanken, Erinnerungen/Bilder, die im Geist als bildhafte Gedanken erscheinen, unsere Körperhaltung, Muskelspannung und Atem. Diese verschiedenen Aspekte unseres bewussten Erlebens verschmelzen miteinander, um uns Informationen über unsere inneren Zustände geben. Wenn uns eine dieser Ebenen aufgrund von Lebensumständen, Erziehung, Traumata oder anderen Selbstbeschränkungen nicht zur Verfügung steht, ist unsere Fähigkeit, unsere Erfahrung zu verstehen und zu integrieren, ebenfalls eingeschränkt, und die Qualität unseres Lebens reduziert. Die oben genannten Aspekte stellen 5 der sechs Ebenen dar, die wir mit unserem Modell beschreiben: Empfindung, Emotion, verbale Kognition, bildhafte Kognition und Bewegung (einschließlich Körperhaltung, Muskeltonus, Atem und muskuläre Bewegungen jeglicher Art).

Die Sehnsucht nach Verbindung

Vor ein paar Jahren lernte ich von Dr. Dan Siegel eine weitere Ebene des bewussten Erlebens kennen. Dieser Aspekt des Bewusstseins war mir in jeder Sitzung, die ich je gemacht hatte, direkt vor Augen gewesen, und ich bin Dr. Siegel dankbar, dass er diesen so einfach formuliert hat: das Gefühl der Verbundenheit. Zuerst verstand ich nicht ganz, was er damit meinte, wenn er dieses als einen Aspekt des Bewusstseins bezeichnete, aber dann wurde mir klar, wie wichtig es für unser Überleben in einer Welt der Beziehungen ist und wie grundlegend wichtig es ist, sich mit uns selbst und unseren Erfahrungen auf eine unmittelbare, auf Präsenz basierende Weise zu verbinden.

Der Drang, sich zu verbinden, lebt tief in der DNA jeder Zelle eines jeden Lebewesens, und es ist die Verbindung, die uns hilft, zu überleben und zu gedeihen. Die Suche nach Verbundenheit nimmt einen großen Teil unseres Verhaltens ein und bestimmt in hohem Maße, wie wir uns selbst und die Qualität unseres Lebens empfinden. Mir wurde klar, dass das Erste, was ich beginnenden Bodyworkern, Gestalttherapeuten und Gruppenleitern beibringe, ist, wie sie eine Verbindung mit ihren Klienten herstellen können.

Es ist die Beziehung, die heilt

All diese Erkenntnisse führten zu dem Modell der «6-Aspekte des Bewusstseins“, das wir in unserer Arbeit verwenden und vermitteln. Es ist nützlich zur Einschätzung des Klienten, indem es aufzeigt, welche Aspekte ihm/ihr zur Verfügung stehen und welche nicht. Je mehr Aspekte dem Klienten zugänglich sind, desto grösser die Chance, die Fülle des Lebens zu geniessen und Schwierigkeiten zu bewältigen. Je weniger Aspekte dem Klienten zur Verfügung stehen, desto limitierter und evtl. sogar labiler oder gar fragmentierter wird das Erleben. Viele Klienten haben zum Beispiel Schwierigkeiten, ihren Körper zu spüren und zu fühlen; Trauma-Überlebende machen diese Erfahrung häufig. Andere Klienten haben Schwierigkeiten, ihre Gefühle verbal auszudrücken, während es wiederum für andere eine Herausforderung ist, Emotionen und ihren Ausdruck zuzulassen. Manche sind buchstäblich als Schutzfunktion in ihrem Körper „eingefroren“ und lassen weder Atem noch Bewegung noch irgendeinen anderen körperlichen Ausdruck zu, der zu einer tieferen Öffnung der Erfahrung führen könnte.

So viele Menschen leben nur auf der Ebene des verbalen Erkennens und lassen aufgrund von Barrieren die aus ihrer Erziehung stammen, niemals die volle Entfaltung der Erfahrung zu, die die anderen Ebenen bieten. Schließlich können sich unsere Klienten mit uns und durch unsere Unterstützung tiefer mit sich selbst und ihrer Erfahrung verbinden. Irving Yalom, der bekannte Psychiater und Autor aus Stanford, sagte immer: „Es ist die Beziehung, die heilt“. Der gefühlte Sinn unserer Erfahrung als beziehungsorientierte Wesen öffnet Herz und Verstand für ein Gefühl von Sinn und Bedeutung im Leben und birgt ein großes Potenzial, in jedem Menschen angeborene Heilungsprozesse zu wecken.

Wir wenden dieses Modell also zunächst an, indem wir feststellen, ob unsere Klienten sich mit uns verbinden können oder ob sie ängstlich, misstrauisch, dissoziativ oder emotional reaktiv sind. Wenn sie eine therapeutische Beziehung mit uns eingehen können, können sie dann über die anderen 5 Ebenen des Erlebens Zugang zu sich selbst finden? Wir finden gemeinsam in der Arbeit heraus, welche Ebene(n) dominant ist/sind und können dann durch verschiedene Experimente (z. B. veränderte Atemmuster, nonverbale Körperarbeit oder gestaltbasierte Rollenspiele) in das Erleben der anderen Ebenen üben und öffnen.

Das Kontinuum des Gewahrseins entdecken

Dies ist nur eine kurze Beschreibung, wie das Modell eingesetzt werden kann und was wir in unserem kommenden Workshop in ISP (Integrative Somatic Process™) lehren werden. Dies wird eine tiefe innere Reise, bei der wir durch Movement Practice™ und innere Erkundung auf neue Art mit uns und Anderen unmittelbarer in Kontakt kommen können.

Wir werden das Kontinuum des Gewahrseins entdecken und damit arbeiten; ein Begriff aus der Gestalt-therapie, der den Strom des Auftauchens unserer bewussten Erfahrung von Moment zu Moment beschreibt. Auch werden wir lernen, füreinander einen „haltenden Raum“ zu schaffen, so dass sich unsere Selbsterkundung vertiefen kann und wir unsere natürliche Fähigkeit, uns durch das Herz miteinander zu verbinden, besser erfahren können. Wenn wir diese Fähigkeiten in uns selbst entwickeln, können wir unsere Klienten auf ihrem Weg zur Selbstheilung und Ganzwerdung authentischer wirkungsvoller und müheloser unterstützen.

25.1.22, Perry Holloman

Information und Anmeldung für das Seminar im März mit Perry und Johanna:

https://esalen-massage.de/advanced-training/isp/